Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) existiert als Angebot für Jugendliche in unserem Bistum seit 1971 und wird seitdem vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) getragen. 

Es bietet Jugendlichen die Möglichkeit, in der Begegnung mit Menschen, die Begleitung oder auch tatkräftige Hilfe benötigen, soziales Handeln einzuüben und auch für sich selber wertvolle Erfahrungen im Blick auf die eigene berufliche Zukunft zu machen. Dabei sind die Einsatzgebiete vielfältig: Einrichtungen der Wohlfahrtspflege, der Kinder- und Jugendhilfe und der außerschulischen Jugendbildung sowie Einrichtungen für Jugendarbeit, der Gesundheitspflege oder kulturelle Einrichtungen sind auf das Engagement von Jugendlichen angewiesen.

Auch in manchen Pfarrgemeinden und Einrichtungen unseres Bistums sind junge Menschen mit ihrem FSJ eine unverzichtbare Stütze geworden. Alle, die über die Trägerschaft des BDKJ Fulda ihren Freiwilligendienst leisten, erfahren eine professionelle pädagogische Begleitung im Rahmen von Seminarwochen. Hier tauschen sich die Jugendlichen in ihren Gruppen aus, genießen Weiterbildung und gehen gemeinsam mit den Referenten auf die Suche nach Antworten auf die verschiedenen Glaubens- und Lebensfragen. Gerade die Tatsache, dass die Freiwilligen in jedem Jahrgang auch verschiedener konfessioneller Herkunft sind, macht religiösen Austausch fruchtbar und lehrreich.
Der BDKJ als katholischer Träger des FSJ bietet eine ganzheitliche Begleitung an, die auch in einzelnen Fällen vermittelnd auf individuelle Fragen oder Probleme der Jugendlichen reagiert. Das unterscheidet ihn als katholischer Träger von kommerziellen Anbietern und ist gleichzeitig Wirken im Sinne des Evangeliums in unserer Gesellschaft.
Aktuell stehen Einrichtungen, welche bisher die Hilfe von Zivildienstleistenden in Anspruch nehmen, vor neuen Herausforderungen. Mit der Abschaffung der Wehrpflicht und dem damit verbundenen Wegfall des Zivildienstes verändert sich die Situation dramatisch.

Von diesem Einschnitt sind auch viele kirchliche Einrichtungen betroffen. Zahlreiche Dienste, die jahrzehntelang klassisch von Zivildienstleistenden übernommen wurden, gilt es künftig mit Freiwilligen zu besetzen. Das wird, realistisch betrachtet, nicht in jedem Fall gelingen, da höchstwahrscheinlich wesentlich weniger Jugendliche über einen Freiwilligendienst zur Verfügung stehen werden als über den bisher verpflichtenden Zivildienst.  

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, künftig innerhalb der katholischen Einrichtungen Synergien zu nutzen. Ich appelliere an die katholischen Einrichtungen in unserem Bistum, die mit dem Thema Freiwilligendienste zu tun haben, sich gemeinsam den neuen Herausforderungen zu stellen. Der BDKJ hat sich dabei als kompetenter und qualifizierter Träger des FSJ in unserem Bistum etabliert. Ich halte es für richtig, wenn alle katholischen Einrichtungen unseres Bistums weiterhin mit dem BDKJ zusammenarbeiten, um die notwendigen strukturellen Veränderungen als gemeinsames Ziel in den Blick zu nehmen.

Als Bischof bin ich dankbar und froh über die Bereitschaft junger Menschen, sich freiwillig in Gesellschaft und Kirche zu engagieren, und ich wünschen ihnen und denjenigen, die dieses Engagement begleiten, Gottes Segen und die richtigen Ideen in der Zeit des Umbruchs. 

+ Heinz Josef Algermissen
Bischof von Fulda