Donnerstag, 24. März 2011
Interview mit dem Ministerpräsident
5 Fragen an Volker Bouffier
SternsingerBouffier

Wir haben mit dem hessischen Ministerpräsidenten über die bevorstehende Kommunalwahl gesprochen.

Volker Bouffier ist seit über 30 Jahren politisch aktiv. Zunächst in seiner Heimatstadt Gießen. Mit 31 Jahren ist er Abgeordneter im Hessischen Landtag geworden. Vor seiner Wahl zum Hessischen Ministerpräsident am 31. August 2010 war er elf Jahre Hessischer Innenminister. Wir haben mit ihm gesprochen.

BDKJ:  In wenigen Wochen finden in Hessen wieder Kommunalwahlen statt. Leider findet man auf den Listen der Parteien und Wählervereinigungen wieder nur vereinzelt junge Menschen. Wie ist das mangelnde Interesse an Kommunalpolitik Ihrer Meinung nach zu erklären?

Bouffier: Ich denke, dass wir in Hessen eine beachtliche Anzahl Jugendlicher haben, die sich mit großem Engagement auf unterschiedlicher Ebene einsetzen, sei es im Bereich der Jugendorganisationen der politischen Parteien, der Jugendparlamente oder auch in der Schule auf der Ebene der Klassen- und Schulsprecher. Dieses Interesse müssen wir fördern und stärken, wobei das Vertrauen in die eigene Kompetenz und der Wunsch, etwas verändern zu wollen, im Mittelpunkt stehen. Denn: Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist der Schlüssel zu einer demokratischen Gesellschaft.

BDKJ: Könnte die geringe Anzahl Jugendlicher, die sich in ihrer Heimatgemeinde engagieren, auch am mangelnden Vertrauen der Parteien und Wählervereinigungen ihnen gegenüber liegen? Ist es nicht oft so, dass lieber ein Rentner als ein Jugendlicher angefragt und auf die Liste gesetzt wird?

Bouffier: Nein, ich denke, so pauschal kann man das nicht sagen. Zuerst einmal ist es ja so, dass man in Deutschland mindestens mit dem Erreichen der Volljährigkeit gewählt werden kann. Wenn sich ein Heranwachsender aber ernsthaft und verlässlich in seiner Gemeinde engagiert, wird er ebenso wie ein älterer Mitbürger Akzeptanz finden und als Kandidat vorgeschlagen werden, davon bin ich überzeugt. Außerdem ist es wichtig, den jungen Menschen eine Chance zu geben.

BDKJ: Was viele nicht wissen: Am Tag der Kommunalwahl haben die Menschen auch die Möglichkeit, über eine so genannte Schuldenbremse abzustimmen. Was steckt hinter dieser Abstimmung und warum ist sie so wichtig?

Bouffier: Eines meiner wichtigsten Ziele ist die Rückführung der Staatsverschuldung, der wir über die im März zur Abstimmung stehenden Schuldenbremse ein Stück näher gekommen sind. Die reichste Generation aller Zeiten hat die größten Schulden aller Zeiten gemacht. Hier muss ein Paradigmenwechsel erfolgen. Im Sinne der Verantwortlichkeit für kommende Generationen wollen wir über eine Volksabstimmung im Rahmen der Kommunalwahl den hessischen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, direkt und unmittelbar diese Weichenstellung vorzunehmen. Die Schuldenbremse ist nötig, damit eine Politik zulasten der Kinder in unserem Land nicht mehr möglich ist. Landesregierung und Landtag werden damit verpflichtet, ab dem Jahr 2020 keine neuen Schulden zu machen. Dies ist gerade für jungen Menschen wichtig.

BDKJ: In den Jugendverbänden des BDKJ Hessen engagieren sich täglich hunderte Jugendliche im sozialen Bereich. Auch wir nehmen wahr, dass die Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement immer schwieriger werden. Wie kann man aus Ihrer Sicht diesem Trend begegnen und wie kann die Landesregierung verstärkt das Ehrenamt fördern?

Bouffier: Der Staat kann den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht verordnen. Aber er kann vieles dafür tun, dass Räume für das zwischenmenschliche Miteinander geschaffen werden. Viele Menschen engagieren sich in Hessen ehrenamtlich für unser Gemeinwesen und ermöglichen uns, eine Gemeinschaft zu erleben, stabile soziale Verhältnisse zu haben und dadurch unsere Potentiale maximal ausschöpfen zu können.
Wir möchten deshalb als Landesregierung diese Strukturen, eine Kultur des Helfens, stärken, die den Menschen in Hessen nicht zuletzt auch ihr Selbstvertrauen geben. Die Vereine sind dabei ein maßgebliches Fundament – sie führen die Menschen zusammen und sind der Kitt unserer Gesellschaft. Sie geben der Gemeinschaft eine Identität und häufig ein Gesicht.
Diesen Einsatz der ehrenamtlich Engagierten in unserem Land zu würdigen, sie zu ermutigen und zu fördern, bleibt für uns eine besondere Verpflichtung, der wir unter anderem durch die Stärkung der von uns eingeführten Ehrenamtskampagne „Gemeinsam aktiv“ Rechnung tragen werden.

BDKJ: Sie sind nun seit rund fünf Monaten im Amt. Was war ihr persönliches Highlight in den ersten Monaten?

Bouffier: Da hat es einige gegeben. Besondere Bedeutung haben für mich aber vor allem die zahlreichen Kontakte mit den hessischen Bürgerinnen und Bürgern, mit denen ich bei vielen Gelegenheiten im ganzen Land ins Gespräch komme.

BDKJ: Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.

Jugendarbeit im BDKJ

Rund 30.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Hessen engagieren sich ehrenamtlich in der katholischen Jugendarbeit. Die unterschiedlichen Jugendverbände und Gruppen gestalten ihre Arbeit selbstbestimmt, demokratisch und am Evangelium Jesu Christi orientiert.

Zum BDKJ Hessen gehören die Diözesanverbände Fulda, Limburg und Mainz.